Synopsis

Yoshizumi Nagaya,  ein japanischer Sushi Koch, sitzt am Abend zu Hause an seinem Tisch. Draussen regnet es in Strömen. Es klopft an der Tür und da steht diese zierliche junge Frau.

Vision

An einem Strand in Griechenland, genau ein Jahr nach einem Japan Aufenthalt, «erschien» die Idee von «HUNGER». Als hätte mir ein Wind aus Ostasien die Idee ins Ohr geflüstert, schrieb ich die Synopsis in einem Fort auf ein Papierset der Strandbar. Ich erzählte die Geschichte von Yoshizumi Nagaya und der geheimnisvollen hungrigen Frau meiner Tochter. Sie stellte mir unzählige Fragen. Woher kommt SIE? Wieso kann SIE nicht sprechen? Wohin geht SIE? Wieso klopft SIE ausgerechnet an SEINE Türe? «Ja, diese Geschichte funktioniert», dachte ich mir. Für mich müssen Filme Fragen aufwerfen, eigene Geschichten heraufbeschwören, zum Träumen und fantasieren anregen.

Japan ist geheimnisvoll, verwirrend, wunderbar, unvergesslich. Wer dieses Land mit eigenen Augen gesehen hat, vergisst es niemals. Die Besonderheiten der Architektur, Umgangsformen und kulinarische Perfektion sind Bestandteil der Umsetzung des Films. Die Geschichte handelt aber in erster Linie von einer Person, die alles für etwas Bestimmtes aufgibt. So wird der Protagonist süchtig nach dem Lächeln einer Person und opfert dadurch schliesslich im übertragenen Sinne sich selbst. Seine Persönlichkeit wird buchstäblich von der Besessenheit verschlungen.

Das Motiv der besessenen Person die alles für etwas oder jemanden aufgibt, ist ein immer wiederkehrendes Muster des Manga-Künstlers. Hunger wurde jedoch nicht von diesen Geschichten inspiriert. Ich wurde erst während den Produktionsvorbereitungen auf die Parallelen aufmerksam gemacht. Auch zeichnete ich die Storyboard als Manga und animierte diese im Anime-Stil, studierte aber nicht Explizit die Machart dieser Kunstform. Die Illustrationen sind eher eine Interpretation dieses Stils. Der Film soll keineswegs eine Imitation einer japanischen Produktion sein. Vielmehr ist es der Versuch meine Sichtweise von Japan zu zeigen oder viel mehr die Umsetzung des Themas der Selbstaufgabe und Besessenheit nach Japan zu transformieren – nach meinem Japan das in mein Gedächtnis eingesickert ist. Dies spiegelt sich in der Bildsprache, Farbstimmung, Ausstattung und der Musik wieder.

Kameramann und Co-Produzent Robert Schneider bereist Japan schon seid mehr als einem Jahrzehnt. Er besucht dort jeweils seine Schwiegereltern. Sein Zugang zu Japan ist somit nochmals anders. Er sieht das Land nicht mehr mit den Augen eines staunenden Touristen. So stechen ihm andere Dinge und Details ins Auge und er erlebt und lebt diese Kultur tiefer und vertrauter. In die Bildsprache fliesst somit auch sein Japan mit ein, eben nicht DAS Japan, sondern eine Möglichkeit einer Darstellungsweise.

Einen Film ausschliesslich auf einem Smartphone zu drehen ist eine Herausforderung. Die Reduktion auf die nötigsten Mittel kommt aber der kammerspielartigen Erzählweise entgegen.
Auch entstanden das Storyboard und die Illustrationen für die animierten Sequenzen ausschliesslich auf einem mobilen Gerät.

Es war nicht möglich für die Dreharbeiten ein geeignetes, traditionell eingerichtetes japanisches Wohnzimmer zu finden. So entstand in einer Wohnung mitten in Zürich-Örlikon das Set für «Hunger». Dutzende von Requisiten, Soji-Wände und Originalkostüme sorgen für die perfekte Illusion. So entstand ein japanisches Märchen aus dem Blickwinkel der beiden europäischen Filmemacher, so wie sie «ihr» Japan in ihrem Herzen tragen.

Michel Wild, 2018

Hinter den Kulissen